Zu Hause ist es einfach am Schönsten
Tommy Haas ist ein Weltreisender in Sachen Tennis – und vielleicht sogar der beliebteste Tennis-Export, den die Freie und Hansestadt Hamburg je zu bieten hatte. Aufgewachsen in Eimsbüttel war bei Thomas Mario, genannt Tommy, ähnlich wie bei Schwester Sabine früh das Tennistalent sichtbar. Mit 13 Jahren ging es zusammen mit der Schwester zur Tennis-Akademie von Nick Bolletieri. Dabei hatte sein Vater zunächst andere Pläne: „Eigentlich wollte ich, dass Tommy Judo macht. Das war ja meine Disziplin. Aber dann wollten die Kinder nur noch Tennis spielen“, berichtete Peter Haas. Bolletieri indes berichtet „vom größten Tennistalent, das er je gesehen hat“, und nimmt den Hamburger unter seine Fittiche.
Nach seinem Highschool-Abschluss 1996 ist Tommy Haas soweit, um bei den Profis mitzumischen. Seine ersten Spuren auf der Tour hinterlässt er ausgerechnet direkt vor der eigenen Haustür. Auf Anhieb stürmt Haas am Rothenbaum ins Halbfinale und bezwingt mit Carlos Moya sogar einen Top-Ten-Spieler. In der Vorschlussrunde ist gegen Felix Mantilla Endstation. Haas erobert in der Folge die Tennis-Welt, schafft es bis auf Position zwei der Weltrangliste, verliert aber, auch wenn er mittlerweile in den USA lebt, seine Heimat nie aus den Augen. Innerhalb von genau 20 Jahren tritt Haas zwölfmal am Rothenbaum an. Vor allem die schwer lädierte Schulter verhindert zwischendurch die eine oder andere Turnier-Teilnahme. Seine Krankenakte ist dicker als so manche Erfolgsliste seiner Kollegen. Doch Haas ist die perfekte Kombination aus einem leidenschaftlichen Kämpfer und einem perfekten Techniker. Er kommt immer wieder zurück und steht 2012 im zarten Alter von 34 Jahren tatsächlich kurz davor, sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen. Als erster Deutscher seit Michael Stich 19 Jahre zuvor, hatte er einigermaßen überraschend das Finale erreicht – und hier entpuppte sich Juan Monaco als Spielverderber. Mal wieder scheitert Haas ganz kurz vor einem großen Ziel.
Mit 39 Jahren kommt er noch einmal nach Hamburg zurück, und bestreitet im Jahr 2017 sein 30. und letztes Match auf seinem Center Court – er verliert gegen Nicolas Kicker aus Argentinien und sagt „Tschüss Hamburg!“. „1985 war ich das erste Mal hier, da war ich sieben. Jetzt ist es der Abschied. Das letzte Mal. Es ist alles sehr emotional“, bilanziert Haas, nachdem sich für ihn ein Kreis geschlossen hat. Der Wimbledon-Halbfinalist bleibt dem Tennis aber treu und wird nach seiner aktiven Karriere Turnierdirektor im kalifornischen Indian Wells.