Ein Fall für zwei: Das Duell Becker vs. Stich am Rothenbaum
Kein Bild erzählt die Geschichte des Rothenbaum-Turniers von 1992 so gut, wie jenes von Boris Becker und Michael Stich während des Halbfinales am 10. Mai 1992.
Es war ein Tag, an dem so oft wie sonst nie mehr das Wort vom „perfekten Tennis“ die Runde machte. Praktiziert wurde es von Michael Stich.
Nachdem der Regen den Spielplan am Rothenbaum in diesem Jahr gehörig durcheinander gewirbelt hatte, musste Boris Becker sein zuvor unterbrochenes Viertelfinale gegen Karel Novacek zu Ende bringen und brauchte dafür auf dem Court M1 gerade mal 14 Minuten. Damit war das Traumhalbfinale mit Michael Stich, der zuvor gegen Richard Krajicek gewonnen hatte, perfekt. Für Becker wurde das Match allerdings zu einem Albtraum. Während Stich auf dem ausverkauften Center Court eines der besten Matches seines Lebens spielt und die Zuschauer mit seinem intelligenten und schnellen Spiel begeistert, half Becker nicht mal beten. Zwischenzeitlich lieh er sogar einem Ballmädchen seinen Schläger – doch nichts half. Am Ende gewinnt Stich nach 71 Minuten mit 6:1, 6:1 und fügte dem Leimener nach dem Wimbledon-Finale 1991 eine weitere schmerzhafte Niederlage zu.
„Ich habe immer gehofft, dass er mal normales Tennis spielt. Aber das ist nicht passiert“, sagte Becker anschließend. Das Turnier gewann Stich danach allerdings nicht. Im Finale am Montag war der Schwede Stefan Edberg eine Nummer zu groß. Ein Jahr später holte das Doppel Becker/Stich in Barcelona olympisches Gold für Deutschland.
Gemeinsam traten Becker und Stich dann noch einmal 2003 für den Rothenbaum ein, als sie in einem Davis Cup-Match der Legenden die USA herausforderten und den Center Court in einen Hexenkessel verwandelten.