Vom Amateur– zum Profisport: Tennis in den 70ern

Im (damals noch) „weißen Sport“ vollzog sich seinerzeit der endgültige Wandel vom Amateur- zum Profisport. So wurde 1969 erstmals am Rothenbaum um Preisgeld gespielt. Insgesamt ging es um 17.500 US-Dollar. Die Beschaulichkeit früherer Tage, als sich Aktive und Organisatoren noch zum gemeinsamen Grillfest auf der grünen Wiese trafen, war damit unwiderruflich vorbei. Zeugen dieses Umbruchs wie der stets freundliche Spanier Manuel Orantes und der argentinische „Tennispoet“ Guillermo Vilas sorgten damals dank ihrer Turniersiege für Schlagzeilen in der Hamburger Presse.

„Vilas siegt und siegt und siegt“, titelten die Zeitungen in Anspielung auf den unverwüstlichen VW Käfer - und er unterbrach seine Serie auch in Hamburg nicht, wo er sich im Finale 1978 gegen den Polen Wojtek Fibak durchsetzen konnte. Mit 23 Turniertiteln, darunter die French Open, die US Open und die Australian Open, beherrschte der populäre Argentinier in den Jahren 1977/1978 die Tenniswelt und faszinierte die Zuschauer mit genialem Tennis. Aber auch stillere Vertreter der Tenniszunft wie der zweimalige Rothenbaumgewinner Manuel Orantes entfachten die Begeisterung der Hanseaten. 1979 gab sich zudem Björn Borg erstmals an der Hamburger Außenalster die Ehre. Der Schwede hatte zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal Wimbledon gewonnen und soll laut Turnierdirektor Uli Boes der erste Spieler in Hamburg gewesen sein, der mehr als drei Schläger mitbrachte. Die hohe Erwartungshaltung der Fans konnte der Blondschopf mit seinen mächtigen Topspin-Schlägen aber nicht erfüllen. Im Achtelfinale rutschte er gegen den US-Amerikaner Eliot Teltscher auf einer Linie aus und musste verletzungsbedingt aufgeben.

In der Damenkonkurrenz machte bereits lange vor der „Ära Graf“ eine deutsche Dame durch sensationelle Erfolge auf dem Center Court der Hansestadt von sich reden. Helga Masthoff, deutsche Tennisikone der 70er Jahre, beherrschte von 1972 bis 1974 das Damenturnier am Rothenbaum, wobei sie im Finale von 1974 sogar die „große“ Martina Navratilova bezwang. „Die Herren kamen immer auf die Center Courts und die vorderen Plätze, und wir Damen konnten uns hinten und auf den seitlichen Plätzen tummeln. Und so war es natürlich immer aufregend, wenn man ins Finale kam und auf einmal vor so vielen Leuten spielen musste. Da war man schon oft sehr nervös“, erinnert sich Masthoff an ihre Sternstunden am Rothenbaum. Ab 1979 wurden die Internationalen Deutschen Tennismeisterschaften der Damen dann in Berlin ausgetragen.