Ein Hamburger Himmelsstürmer

Die sportliche Erfolgsgeschichte von Alexander Zverev beginnt dort, wo auch das Rothenbaum-Turnier seine Wurzeln hat. Auf der Hamburger Uhlenhorst, auf der anderen Seite der Alster. Sein Vater Alexander Zverev senior übersiedelte mit seiner Frau Irina und Sohnemann Mischa aus Russland nach Deutschland, arbeitete zunächst als Tennistrainer in Mölln und zog danach weiter zum Uhlenhorster HC nach Hamburg. In der Hansestadt wurde dann auch Filius Alexander Zverev junior, den alle nur „Sascha“ nennen, geboren. Dass beide Jungs Tennisprofis werden, war ob der Profi-Karrieren der Eltern fast zwangsläufig.

Alexander Zverev kann sich heute nicht mehr erinnern, wann er das erste Mal einen Schläger in der Hand gehabt hat. „Mit fünf Jahren wollte ich schon als Ballkind am Rothenbaum dabei sein, aber ich durfte nicht“, erinnert sich Zverev, der auf der UHC-Anlage häufig mit Michael Stich trainierte. „Ich kenn ihn noch als kleinen Buttje. Er hat sich toll entwickelt“, sagt der Wimbledon-Sieger. Spätestens mit 16 Jahren galt der Hamburger als Deutschlands größtes Nachwuchstalent. Er stürmte im Jahr 2013 ins Junioren-Finale der French Open und bekam von Stich, der mittlerweile Turnierdirektor war, eine Wildcard für das Rothenbaum-Turnier. „Ein Traum wird wahr“, sagte der Youngster vor seinem Debüt. Dass er gegen Roberto Bautista Agut beim 2:6, 3:6 quasi chancenlos war - eher Nebensache. Schließlich holt er nur ein Jahr später zum großen Schlag aus. Kurz zuvor hatte der 17-Jährige in Braunschweig sein erstes Challenger-Turnier gewonnen und in Hamburg wurde aus dem ehemals kleinen Knirps aus Lehmsahl endgültig „Alexander, der Große.“ Den Journalisten gingen im Laufe dieser Turnierwoche die Superlative aus. Mit einer Wildcard ausgestattet pflügte Zverev mit einer Urgewalt durch das Turnier, gewann jeweils ohne Satzverlust gegen Robin Haase (Niederlande), den Russen Mikhail Youzhny, Santiago Giraldo aus Kolumbien und den Hamburger Tobias Kamke. Nur der topgesetzte David Ferrer war für „Sascha“ noch eine Nummer zu groß. Es war der Startschuss einer Karriere, die Zverev schon mit 21 Jahren zum Champion bei den ATP-Finals in London machte. Bei seinen nächsten beiden Auftritten in Hamburg (2015, 2016) scheiterte Zverev gleich in Runde eins, bei seiner Rückkehr in 2019 startete er nochmal richtig durch und erreichte zum zweiten Mal das Halbfinale. Gegen den späteren Turniersieger Nikoloz Basilashvili hatte er im Halbfinale bereits Matchball, zog aber trotz der frenetischen Unterstützung der rund 7.000 Hamburger Tennisfans den Kürzeren. Doch der Traum vom Heimsieg bei Alexander Zverev lebt weiter.