Michael Stich als Turnierdirektor

Die Rettung des Turniers am Rothenbaum war für ihn eine echte Herzensangelegenheit. Nachdem die Traditionsveranstaltung nach dem Verlust der Masters-Series-Lizenz im Jahr 2009 erstmals als ATP-500er-Event an einem Termin Mitte Juli ausgetragen wurde, nahm sich Michael Stich als Turnierdirektor zusammen mit seiner Hamburg Sports & Entertainment GmbH (HSE) dieser Mission an und machte aus der Not eine Tugend. Die Hamburger Tennisfans genossen von nun an den Hochsommer auf der Rothenbaum-Anlage und staunten, wie schon in den Vorjahren über den einen oder anderen Außenseitertriumph. Richtig heimisch fühlte sich dabei der Argentinier Leonardo Mayer, der innerhalb von fünf Jahren zwei Titel gewann (2014 und 2017) und ein weiteres Mal das Endspiel erreichte (2018). Erstmals seit Stichs Zeiten als aktiver Profi schafften auch zwei Deutsche wieder den Sprung ins Finale. Der ganz große Triumph blieb sowohl Tommy Haas (2012 gegen Juan Monaco) als auch Florian Mayer (2017 im Duell „Mayer gegen Mayer“) verwehrt.

Absolute Höhepunkte dieser Ära waren neben den zahlreichen Showmatches von Stich gegen Henri Leconte, John McEnroe oder Mats Wilander die Comebacks von Roger Federer und Rafael Nadal, die die Tennisfans in Scharen auf den „Center Court der Welt“ lockten. Der Schweizer Rekord-Titelträger fragte nach seinem frühen Wimbledon-Aus 2013 kurzfristig eine Wildcard an und kehrte an den Ort zurück, an dem er vor elf Jahren seinen ersten großen Titel gewann. „Hamburg war mein Durchbruch“, ließ sich Federer vor dem Turnier zitieren. Zu einem fünften Triumph reichte es am Ende nicht. Der „Maestro“ verlor überraschend im Halbfinale gegen Federico Delbonis. Zwei Jahre später kam dann auch Federers Dauerrivale Rafael Nadal zurück nach Hamburg. „Ich habe großartige Erinnerungen an dieses Turnier und will mich von meiner besten Seite zeigen“, sagte Nadal und hielt sein Versprechen. Hochmotiviert, topfit und mit unbändigem Siegeswillen holte er sich seinen zweiten Rothenbaum-Titel.

Bei seinem Abschied als Turnierdirektor im Jahr 2018 sagte Stich: „Für mich schließt sich jetzt hier ein Kreis. Wir sind angetreten, um die Tradition und die Historie des Turniers zu bewahren und dafür Sorge zu tragen, dass das Turnier weiter in Hamburg stattfindet. Das war unser vornehmliches Ziel, total emotional begründet“, erklärt der Wimbledon-Sieger von 1991. Der Hamburger Rothenbaum ist eben auch eines der emotionalsten deutschen Tennisturniere.