Ein Sportsmann aus dem Bilderbuch: “Tennisbaron“ Gottfried von Cramm

In den Jahren vor 1945 war das deutsche Tennis fest in den Händen von Adel und Großbürgertum. Viele deutsche Spieler von Weltformat rekrutierten sich aus diesen Schichten. Einer von ihnen war der „Tennisbaron“ Gottfried von Cramm, der seine unglaubliche Rothenbaum-Siegesserie im Jahre 1932 begann und insgesamt sechs Mal das Finale gewinnen konnte. Von Cramm galt als das, was man einen Sportsmann im wahrsten Sinne des Wortes bezeichnen darf. Dazu gehören nicht bloß die vielen Siege auf dem Platz, sondern ebenso die Fähigkeit, durch Fairness und Aufrichtigkeit ein Vorbild für andere zu sein. Für ihn war es selbstverständlich, einen Punkt zu Gunsten des Gegners abzugeben, wenn er z.B. den Ball regelwidrig mit dem Körper berührt hatte - selbst wenn kein anderer im Stadion, einschließlich des Stuhlschiedsrichters, davon etwas mitbekommen hatte.

So war es etwa geschehen im Davis Cup Endspiel gegen die USA 1935. Die Deutschen führten im so wichtigen Doppel mit 2:1 Sätzen, dominierten auch den vierten Satz - bis zu dieser fairen Geste des „Tennisbarons“. Durch diesen abgegebenen Punkt konnten die Amerikaner den Satz für sich entscheiden. Anschließend verloren die Deutschen ebenso Satz fünf wie auch die gesamte Begegnung. Doch die Fairness hatte gewonnen.