Seles-Attentat

Der 30. April 1993 hat die Tenniswelt nachhaltig verändert. Nichts war mehr wie vorher, nachdem Monica Seles an diesem Freitag das Opfer eines geistig verwirrten Attentäters wurde. Es war 18.50 Uhr als die 19-jährige Serbin in ihrem Viertelfinale gegen Magdalena Maleeva aus Bulgarien mit 6:4 und 4:3 führte. Völlig unvermittelt attackierte der 38-jährige Thüringer Günter Parche die damalige Weltranglistenerste gegen Ende des Seitenwechsels von hinten mit einem Messer und fügte ihr eine knapp zwei Zentimeter tiefe Fleischwunde im Rücken zu. Parche erklärte seine Tat später damit, dass er es nicht ertragen konnte, dass Seles Steffi Graf von der Spitze der Weltrangliste verdrängt hatte.

Die gesamte Tenniswelt stand unter Schock. Seles wurde umgehend ins Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf gebracht. Dort erholte sie sich verhältnismäßig schnell von der körperlichen Verletzung, die mit zwei Stichen genäht wurde. Die seelischen Folgen dieser Wahnsinnstat wiegen bis heute nach. Am folgenden Tag war es Steffi Graf ein großes Bedürfnis ihre Kontrahentin in der Klinik zu besuchen. „Ich habe ihr gesagt, dass wir alle an sie denken und dass es uns wahnsinnig leidtut. Wir konnten aber beide eigentlich kaum sprechen“, sagte die damals 23-jährige Brühlerin später. Als Folge des Attentats wurden die Sicherheitsvorkehrungen an den Spielerbänken erheblich verschärft, sodass sich ein derartiger Vorfall nicht mehr wiederholen konnte.

Die Organisatoren um Turnierdirektor Günther Sanders entschieden sich nach der Zustimmung aller Spielerinnen das Turnier fortzusetzen. Dennoch war der Sport ab sofort Nebensache. Steffi Graf unterlag im Endspiel beeindruckt von den schrecklichen Ereignissen des „schwarzen Freitags“ in zwei Sätzen gegen Arantxa Sanchez-Vicario.

Günter Parche wurde am 13.Oktober 1993 vom Amtsgericht Hamburg wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Monica Seles kehrte danach nie mehr an die Spitze der Weltrangliste zurück. 1995 wagte sie ihr Comeback. Ein Jahr später feierte sie mit ihrem Final-Triumph über Anke Huber bei den Australian Open 1997 ihren neunten Grand-Slam-Titel. „Das Attentat veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele“, sagte die Serbin später

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